Contender-WM: Statistiken

Nach der WM habe ich mir die Ergebnisliste mal ein bisschen genauer angeguckt und meinem Faible für Statistiken ein bisschen Spiel gelassen.

Kernergebnis: Die bereits offensichtlich zu erkennende neue Stärke der Dänen in der internationalen Contender-Spitze.

Außerdem habe ich auf der italienischen Conti-Website eine Technik-Auswertung von Andrea Bonezzi gefunden.

 

Statt die Ausrüstung der Weltspitze auszuwerten (und damit den Material-Freaks zu sagen, „was schnell ist“), habe ich für die WM 2009 die Platzierungen in Relation zu den Nationen gesetzt.

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In der Kategorie der Laufsiege (Silverfleet nicht berücksichtigt) stehen die Briten ganz oben. In sechs Wettfahrten kam jemand mit GBR im Segel als Erster ins Ziel: Simon Mussell (4), Graham Scott, Ben Holden (je 1). Knapp dahinter liegen die Dänen, bei denen drei Segler für fünf „Bullets“ sorgten: Sören Andreasen (3), Jens Langendorf, Bjarke Johnsen (je 1). Die restlichen Rennen gingen nach Italien (Andrea Bonezzi, Giovanni Bonzio, je 1), Australien (Jono Neate, 1) und Deutschland (Christoph Homeier, 1).

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Schaut man erweitert auf die Top-5-Platzierungen, ergibt sich eine Dominanz der Dänen (23) vor Deutschland (14), Italien, Australien, England (je 12) und Holland (1). Dabei waren bei den Dänen sechs Segler beteiligt, bei uns Deutschen neun. Die anderen folgen mit fünf, vier, drei Seglern bzw. einem. Auffällig ist die Leistungsdichte bei den Dänen, wo sechs von 17 Teilnehmern in die Top 5 gefahren ist. Bei den Deutschen liegt die Quote hier bei neun von 45. Also höhere Leistungsdichte und -konstanz bei den Dänen, Leistungsbreite bei uns.


(Die Quoten von GBR, ITA, AUS sind noch besser, die zählen aber nicht. Aus der Ferne reisen ja nur die besten an. Wenn man Stuart bei den Aussies weglässt, haben die übrigens sogar ne Quote von 100 Prozent, alle drei Australier mal in den Top 5.)

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Außerdem habe ich mir den Bericht von Andrea Bonezzi mal angeguckt.

Für die Segel stellt Andrea Foliensegel und Dacronsegel einander gegenüber. Die Briten, schreibt er, hätte sich fast geschlossen wieder Dacron und Wavelength zugewandt. Er zählt dann auch 9 Wavelength-Segel in den Top 12. Hingegen nur ein Foliensegel in den Top 10 (Jens Langendorf, North, Rang 4). Bonezzi bewertet Jens' North-Foliensegel als ein gutes Segel. Ebenso wie die von Giovanni Bonzio und Michele Benvenuti (Elvström), mit dem gerade Giovanni bei besseren Segelleistungen auch in die Top 3 der Quali-Läufe und Top 10 final hätte fahren können. Andrea sieht die Stärken hier aber eher im Leichtwindbereich. Zum Ullman-Foliensegel von Marco Versari kommt Andrea zu keinem konkreten Schluss - zu unkonstant.

Bei den Masten, so Andrea, haben die Avantgarde stark dominiert - auch in Zusammenhang mit den Wavelength-Segeln (in der Kombination 3 in den Top 5). In den vorderen Plätzen waren sonst nur CST dabei (Ränge 2,8,13,14) und Schappi (6,9).

Bei den Rümpfen haben die Holzboote die Nase vorn gehabt, acht in den Top 10. Wobei die Holzrümpfe in den drei Starkwind-Finalrennen noch mal aufgetrumpft haben: Vorher lagen zwei Plastikboote unter den besten 5. Andrea sieht da einen Zusammenhang und schätzt Plastikboote als ein bisschen schwächer bei Starkwind ein.

Bei den Bäumen ist Andrea, wie er schreibt, zufrieden, vier seiner Bäume ganz vorne zu sehen. Wobei Jono sonst eigentlich CST fährt und erst nach Bruch auf Bonezzi gewechselt hat.

Die besten Schwerter und Ruderblätter kamen nach Andreas Auflistung von seinem Vater und von Schappi. Im folgenden schreibt er noch über die Dirk-Konstruktion von Gernot. Die habe - wenn ich das alles richtig verstanden habe - nicht so viel gebracht bei dem vielen Wind, aber das sei ja kein Wunder bei einem Crewgewicht von unter 70 Kilo.

Und abschließend verleiht Andrea noch den Preis für das schönste Boot an Jörg Dannemann für seine Kohlefaser-Arbeiten an diversen Teilen des Bootes.

Jens Krees
GER-322


Wenn ich diese Zeilen so lese kann ich nicht "umhin" einen Kommentar zu dem Bericht von Andrea abgeben zu müssen.
Es erweckt für mich doch stark den Eindruck, dass ein gewisses Eigeninteresse von Andrea mitschwingt. Sicher hat er bei der Darstellung der absoluten Zahlen nicht unrecht, aber die Bewertung kann man in meinen Augen auch deutlich anders sehen. In jedem Fall ist seine Datenbasis für eine echte statistische Betrachtung viel zu dünn.
Zu den Segeln ist in meinen Augen z.B. zu sagen, dass prinzipiell der im Segelsport zu Foliensegeln geht. Je professioneller die Klasse, desto häufiger sieht man Foliensegel. Meine persönliche Erfahrung mit Foliensegeln geht dahin, dass die Segelmacher z.T. noch Probleme mit der Verarbeitung haben. Teils gibt es Probleme die Segelprofile entsprechend den geänderten Materialeigenschaften anzupassen und dann muss auch der Segler umlernen. Alles in allem muß also viel Entwicklungsarbeit geleistet werden um mit Foliensegeln auf den Stand von Dacronsegeln zu kommen. Bedenkt man, dass Laminatsegel vom Grundprinzip her eigentlich die besseren Segel sein sollen, mag sich nun jeder selbst überlegen woran wir so scheitern ;o) Ich für meinen Teil mag mein blaues Segel zumindest sehr gern, finde Folien total sexy und glaube das die Segel von Stuart, Sebastian, V&M, etc. genauso gut sind wie von Wavelength oder Elvström. Den Unterschied macht hier in meinen Augen der Segler. Den offen gestanden, egal mit welchem Segel ich unterwegs war (Wavelenght, Elvström, Cicada, von Broen, V&M, North, Schultz, etc.), die Geschwindigkeit war immer o.k. nur die Ecken in die ich gesegelt bin ... naja ;o)
Bei Masten & Bootsrümpfen sehe ich es ähnlich. Ich glaube, dass Andrea genauso Weltmeister geworden wäre, wenn er auf einem Schappi, Kraus oder Windrush Boot gesessen hätte. Sein wir mal ehrlich. Andrea ist einfach ein super Segler und das sein Vater Boote baut ist einfach Zufall. 
In jedem Fall fallen junge bzw. neue Werften, Mastenbauer, Segelmacher, etc. bei so einer Betrachtung immer nach unten raus.
Es ist sicher legitim im Anschluß an eine WM zu schauen welches Material vorne mitgefahren ist. Das zeigt sicher, welches Material in jedem Fall konkurrenzfähig ist. Mit dem Umkehrschluß "das anderes Material dann aber nicht so gut sein soll" sollte sehr vorsichtig sein! In vielen Fällen stimmt das nämlich nicht und schon die nächste WM könnte den Nachweis dafür bringen ;o)

Andreas
GER-11