Frank Richter gewinnt Interboot-Trophy 2009

Frank Richter hat vor zwei Wochen die Interboot-Trophy in Friedrichshafen gewonnen. Erich Ott wird als einziger Vertreter aus der Schweiz Zweiter. Auf Platz 3 kommt Christian Leonards.

Hier gibt's den "offiziellen" Bericht auf der Seite des WYC. Und hier die Ergebnisse.

Aber den einzig wahren Contender-Regattabericht gibt's natürlich nur hier.
Geschrieben hat ihn  Philipp Strack, GER-2213.




Vier Brezel nicht umsonst


Interboot-Trophy hört sich immer super an. Tolle Preise sind zu gewinnen, insgesamt kommen hundert SeglerInnen und Eckart Diesch – ein Idol meiner Jugend – schüttelt einem zur Siegerehrung die Hand. So jedenfalls war’s bei meiner ersten Contender-RL-Regatta vor zwei Jahren. Also lohnt es sich doch wohl hinzufahren. Zumal ich es dieses Jahr nach einjähriger Hausbau- und Babypause ernster mit dem Regattasegeln nehmen will.

 

Tatsächlich ist es auch schon die vierte Contender-Regatta, zu der ich fahre. Leider hat es bisher viele Stunden des Herumsitzens gegeben, und auch wenn ich den Erklärungen und Geschichten von Gernot, Christian, Frank, Alfred und Co. gerne zuhöre und glaube, von deren Erfahrungen einiges lernen zu können, scheint es mir doch am Wichtigsten zu sein – learn by doing – auf das Wasser zu gehen.

 

Also fahre ich frühmorgens nach FN, packe schnell Alles aus und baue auf. Nach der Steuermannsbesprechung (gesegelt werden landestypische „Brezelkurse“ mit mehreren Schleifen für die verschiedenen Bootsklassen) ziehe ich Neopren, Trapezhose, Schwimmweste an und raus aufs Wasser. Herrlich – einziger Jollensegler. Draußen dümpeln nur ein paar Klassiker und keine 100 Meter weiter röhren die Schlauchboot-Motorhelden mit Ausnahmegenehmigung ohne Geschwindigkeitsbegrenzung über den leicht gekräuselten Bodensee. Immerhin, das Wasser ist Dank Reoligotrophierung glasklar, Lichtreflexe flackern über den Seeboden. Ich müsste nicht auf die Seychellen – Fernreisepartnerland der Interboot – wenn nur die Motorboote nicht wären.

 

Still ist jetzt nur die Luft über dem See. Die anderen kommen nicht und ich bin trotz Shorty overdressed. Bevor ich überhitze, mache ich kehrt, pumpe mich zurück und schiebe das Boot kleinlaut wieder zwischen die anderen einhundert. Aber man hat mich beobachtet. Ob ich denn im Trapez gewesen wäre? Oder ob ich die Bedingungen für segelbar halten würde? Na, jedenfalls darf ich trotzdem mit zum Kaffeetrinken und nach einem Anraunzer vom Kellner des Clubrestaurants ziehe ich den Neo ordentlich hoch und warte auf den Latte Macchiato – normalen Milchkaffee gibt es nicht. Also noch ein paar Infos austauschen, z.B. zum Anspachteln vor dem Ruderblatt gegen Spin-outs.

 

Tatsächlich kommt dann doch noch ein bisschen Wind. Also wieder schnell auf den See. 1-2 Windstärken aus Süd, „Brezelkurs“ mit Outer Loop für uns und eine erste verkürzte Wettfahrt. Schlechter Start, die Altbekannten sind vorne und ich hadere mit der Bootsgeschwindigkeit. Neulich in der Schweiz bei Leichtwind war doch alles gut, aber heute fahren Patrick und Alfred locker an mir vorbei und Erich mit seinem neuen Segel ist auch schon auf und davon. Nach verkürzter Bahn wird Frank Erster vor Erich und Christian L. Den zweiten Lauf segeln wir die volle „Brezel“. Ganz links raus am Start erscheint mir – als Einzigem – besser. Immerhin, freier Wind. An der Luvtonne sieht es auch noch ganz gut aus. An der nächsten Kreuz aber das gleiche Bild wie im ersten Lauf:  kein Speed, keine Höhe. Ich probiere es mit etwas mehr Baumniederholer, aber vielleicht ist das bei den unruhigen Motorbootwellen eher kontraproduktiv. Na ja, immerhin kommt am Ende ein einstelliger Platz raus.

 

Der Abend verläuft Contender-typisch. Nach Freibier und Nudeln im WYC geht’s auf Erkundungs- und Erforschungstour: Erzeugung von Resonanzschwingungen am Hafenturm (Leitung: Frank R.), Nahrungsverhalten von Flussbarschen („Kretzer“) auf Spinnen (Leitung: Alfred S.), Balzverhalten von Laser-Standard-Seglern (Leitung: Helgard F.). Anschließend gemeinsame Getränkeeinnahme an verschiedenen Stationen. Geschlafen wird zu Hause (gut), im Auto (mehr oder weniger gut) oder – bis zum Regen – auf der Parkbank, dann in der Tiefgarage (oha!).

 

Der Sonntag zeigt sich von der schlechten Wetterseite. In FN gehen ab 7 Uhr ausgiebige Schauer nieder. Der unbeständige Wind kommt mit 1-2 Bft. zunächst aus NW, später aus W. Startbereitschaft ist um 9:30 Uhr. Um 8 Uhr bin ich der einzige zum Frühstück im WYC-Restaurant. Mein Kellner (tatsächlich der von gestern) hat nur Butterbrezel und Kaffee. Ich gehe wieder und baue das Boot auf. Da kommen auch schon die Contender-Kollegen mehr oder weniger verschlafen aus den Löchern. Ob des mageren Angebotes ziehen wir lieber gemeinsam zur Bahnhofsbäckerei. Schnell hole ich im Clubrestaurant noch 4 Brezel für den Weg. Als wir zurückkommen, geht’s tatsächlich aufs Wasser.

 

Wieder bin ich zuerst draußen, was mich den nächsten Schauer voll auskosten lässt. Aber diesmal kommen die andern nach. Bis zum ersten Start dreht der Wind weiter rück und auf BB-Bug kommen die Finns im Start vor uns kaum über die Linie. Also sammelt sich alles an der Tonne und beim Schuss geht’s schnell auf StB-Bug. Ich muss aus der Deckung raus und fahre ein kleines Stück nach links.

 

Freier Wind und das Boot fährt. Keine Probleme mit Höhe und Geschwindigkeit. Liegt es an der gegenüber gestern etwas mehr gespannten Toplatte, am glatteren Wasser (Motorboote schlafen noch) oder an der Übernächtigung der Protagonisten? Jedenfalls bin ich dritter an der Luvtonne, muss auf den weiteren Schleifen aber noch Frank und Erich passieren lassen. Tobias gewinnt und Christian B. wird trotz Parkbank und Tiefgarage Zweiter.

 

Dann folgt die 4. „Brezel“ mit einiger Verzögerung durch Startverschiebungen. Das Starttiming klappt diesmal super, der „große“ Gernot muss hinter mir rauswenden und ich habe links freien Wind. Erich führt an der Luvtonne, aber die „Meute“ liegt dichtauf. Ich verliere einige Plätze an der Tonne ganz unten. (Heißt die auf so einem „Brezelkurs“ auch Leetonne?) Also wieder links; nach der zweiten Kreuz bin ich mit Glück gleich hinter Erich Zweiter – tolles Gefühl. Aber der Wind beginnt zu schwächeln, schläft minutenlang ein. Die Wettfahrtleitung bricht ab. Diese „Brezel“ war umsonst. Schade, aber vielleicht hätte ich mich noch mehr geärgert, wenn die anderen mich mit wieder aufkommendem Wind von hinten überlaufen hätten.

 

An Land hat die Wettfahrtleitung schnell zusammengerechnet: Nach drei Wettfahrten gewinnt bei den Contendern Frank Richter vor Erich Ott und Christian Leonards. Ich werde 8. und Patrick beschließt, dass das der Schreiberplatz ist ;-). Eckart Diesch ist leider verhindert. Bevor Frank im Hafenbecken landet, erwischt mich noch mein Kellner. Ich hätte die vier Brezel vom Morgen nicht bezahlt – sechs Euro. Und ich dachte die Frühstücksbrezel wären auch umsonst.

 

Philipp Strack

GER-2213