Reichenau


 
Längst vergessen die Regatten bei absoluter Windstille und fragwürdigen Winden rund um die Insel. In den letzten Jahren wurde man regelmäßig vom brüllenden Wind empfangen. Sturmgepeitschte Pappeln machten Jahr für Jahr klar: Nur die Harten kommen in den Garten. Weswegen auch die Gemüseinsel als Walhalla für Freizeitsegler gilt!

Dem einen oder anderen konnte da zum Melden schon mal flau im Magen werden und selbst eingefleischte Hamburger (C.K.) sind dann doch lieber zu Hause geblieben. Ich selbst konnte mich nur aufraffen, zu den windgepeitschten Ufern der tosenden Insel aufzubrechen, weil ich weiß, dass nirgendwo sonst am Lago so viele Contenderrecken anzutreffen sind. Im lockeren Ideentausch merkt man aber dann doch, dass nur 50% der Recken tatsächlich noch im Vollbesitz eines Bootes sind.

Um diesen prozentualen Trend nicht weiter auszubauen, hatte der Wettergott nach den vorjährigen Orkaneskapaden  einen schönen Empfangswind mit 3-4 Bft vorgesehen, so dass meine Wenigkeit kaum den Beginn der ersten Rennen erwarten konnte. So dachten wohl auch 12 weitere Seebären + eine Bärin. Pünktlich bat dann die äußerst professionell aufgestellte Wettfahrtleitung zum Stelldichein auf dem Wasser.

Aber was war das: Just auf dem Wasser angekommen (man möge die altdeutsche Formulierung verzeihen, bzw. verstehen), war der Wind völlig zusammengebrochen. Vermutlich war der Wettergott schon wieder zum Reichenauer Tomaten köcheln mit mildem Seeklima eingeteilt und wegen den graugrünen Gesichtern der Segler aus den Vorjahren auch nicht auf weitere Rübenzahlspäße aus. Sollte wirklich die Windstille aus längst verflossenen Zeiten wieder aktiv werden und der Hamburger frohlocken? War das der Beginn einer Klimakatastrophe, die unser Seglerwalhalla auf der Insel veröden lässt  und nur noch die Tomaten zu Spitzenleistungen animiert? Es waren durchaus angeregte Dispute über den Fortbestand des weit über die badischen Landesgrenzen hinaus berüchtigten Thermikreviers auf dem Wasser zu beobachten.

Lediglich die –wie bereits erwähnt- äußerst professionelle Wettfahrtleitung behielt klaren Kopf, legte ein magisches Dreieck aus und versuchte den Wind darin zu fangen. Dies gelang, aber der Wind huschte nun im Dreieck aus verschiedenen Richtungen von Boje zu Boje. Ein Ausrichten der Startlinie misslang bis auf weiteres. Die Segler irrten ziellos hin und her. Nicht so unser Spitzenmann Gernot G.. Dieser ausgebuffte Geselle hat wohl in den winterlichen Monaten durch intensives beobachten der America´s Cup Szene das richtige Patentrezept gefunden: Einfliegen einer Geheimwaffe aus der internationalen Leistungsklasse Opti, bestehend aus seinem Sohn Gerhard, der sich die Zeit nahm seinen Vater bei der Plauschsegelei einmal zu coachen. Doch damit nicht genug, denn wohin gehört der Spitzensegler auf einem AC-Cupper? In den Mast natürlich, denn von oben kann man am besten die aktuelle Windentwicklungen bewerten und wertvolle Anweisungen an den Steuermann geben. Ich habe wohl so verblüfft geguckt, dass unser kleiner Spitzensegler dies durch eine Arschbombe neben mir im Wasser quittierte. Dies bringt mich auf die Wassertemperaturen: Nicht ganz so kalt wie im Vorjahr, aber frisch.

Gegen Nachmittag dann ein Startversuch, bei dem es dem Wind gelang das magische Dreieck zu verlassen. Weitere Kuriositäten wurde von der- wie gesagt- äußerst professionellen Wettfahrtleitung sofort mit Abbruch der Wettfahrt und warten an Land unterbunden.

An Land wie gewohnt bestes Abendessen und plauschiges Beisammensein im Jollensegler Zeltanbau. Mit einem Wort: Netter Abend mit etwas zu viel Alkohol. Erwähnenswert der Hauswein von Mecki mit durch aus guter Qualität.

Es sollte um 9:00 mit Startbereitschaft am zweiten Tag losgehen. In den Morgenstunden wehte ein guter Wind. Dieser ist durch unser pünktliches Auslaufen allerdings erneut sofort zusammengebrochen: Wieder Tomatendienst für den Wettergott? Ein weiterer Startversuch musste abgebrochen werden, da der aufflackernde Wind noch einmal zum Erliegen kam. Doch die - wie gesagt - äußerst professionelle Wettfahrtleitung entdeckte an weit entfernten Seeecken einen schönen Wind und schleppte die gesamte Flotte aus der Flaute in die nun frisch wehende Brise. In dieser konnte nun tatsächlich noch zwei schöne Läufe bei Trapezbedingungen gesegelt werden. Die Ergebnisse entnehme man der Liste.

Fazit: Man sollte nie denken, dass sich der Besuch einer Regatta wegen Wetterprognosen nicht lohnen könnte. Oberste Regel bleibt: Mußt Du selber gucken kommen. ABER MIT BOOT!

GER 416 Frank

Rang
Segel-Nr
Steuermann/-frau
Club
1. Wettf
2. Wettf
Ges. Pkt.
1
GER 421
Christian Leonards
JSR
1
1
2

2
GER 539
Klaus Eiermann
JSR
3
2
5
3
GER 416
Frank Richter
SVS
2
4
6

4
GER 520
Christian Binder
n.n.
4
3
7
5
GER 382
Rolf Winterhalter
JSR
7
5
12
6
SUI 65
Erich Ott
SVM
5
7
12
7
SUI 82
Jacqueline Rüfenacht
TYC
8
6
14
8
GER 354
Alfred Sulger
SVD
9
8
17
9
GER 368
Stefan Bärthele
JSR
6
13
19

10
GER 352
Gernot/Gerhard Goetz
SCU
10
9
19
11
GER 435
Andreas Hohner
YCRa
11
10
21
12
GER 519
Sascha Optenkamp
HeiSC
12
11
23

13
GER 526
Patrik Ehinger
YCRa
13
12
25
14
SUI 70
Stefan Trapp
SVM
14
14
28