Seesternregatta 2005

Pfingsten 2005 - Seesternregatta Spiekeroog  

Der Bericht zu Spiekeroog in 2005 fiel irgendwie untern Tisch. Weil so ein Bericht erstklassige Werbung für die Veranstaltung ist, darf Spiekeroog nicht vergessen werden. Schließlich wollen wir Pfingsten 2006 wieder hin. Wer Interesse hat mitzusegeln kann sich bei Andreas Voigt oder bei mir melden. Natürlich kann man Pfingsten 2006 nicht nur vor Spiekeroog sondern auch vor Kerteminde oder Röbel segeln.

Der nun folgende Bericht wurde für die „Segelkameradschaft das Wappen von Bremen e.V.“ (www.skwb.de) geschrieben. In diesem Verein hat man die Möglichkeit Blauwassersegeln auf der Südhalbkugel zu machen, was man sonst nur selten geboten bekommt. Deswegen auch die Seitenhiebe Richtung Helgoland, wo das Dickschiffsegeln erst wirklich beginnt. Egal, jetzt aber los:

In Ergänzung zur Nordseewoche gibt es zu Pfingsten auf Spiekeroog die Seesternregatta. Wobei... die Regatta am Sonntag ist nur das notwendige Vorbereitungsritual damit man nachher auf die Party darf. Damit dürften die Prioritäten klar definiert sein – kein Stress, nur Spaß.

Der Plan war einfach. Irgendwo zwischen Wilhelmshaven und Neuharlingersiel sollte es mit den Contendern ins Wasser gehen, schnell rüber rutschen, Zelt aufbauen und dann den Umständen ihren Lauf lassen ohne das Segeln zu vergessen. So ein Contender ist eine Ein-Mann-Trapez-Jolle mit 4,90 m Lüa, trägt ein 11 qm Großsegel, wiegt segelfertig ca. 110 Kg und wird aus dem Trapez gesteuert. Dieses Gefährt entwickelt sich ab 4 Bft. schnell zu einem nassen Abenteuer, weil sobald man im Trapez steht das Spritzwasser nicht so schnell zu Seite kann wie man über die Wellen bügelt. Die Baumnock ist dicht über dem Wasser, so dass der kleinste Fehler schnell zur Kenterung führt. Berührt die Nock das feuchte Element, lässt sich das Groß nicht mehr auffieren - platsch. Dafür braucht man sich nicht ums Lenzen zu kümmern. Das Wasser läuft aus zwei Tunneln achtern aus dem Cockpit ab. Nun lässt sich so ein Contender auch noch bei 6 Bft. herrlich über die Wellen prügeln. Leider fehlt es auf den Teichregatten oder auf dem Stollergrund an richtigen Wellen. Und auf ein wenig Nordsee zu Pfingsten will man ja auch nicht wirklich verzichten, oder?

In der Vorbereitungsphase wurde die gesamte Erfahrung aller Beteiligten zusammen gelegt. Zelt einpacken, Schlafsack in eine wasserdichte Tasche, reichlich Bargeld einstecken, denn nur 2 Automaten auf der Insel können bis Sonntag einfach nicht genug Vorrat haben. Dann Freitag Urlaub nehmen, die entsprechende Seekarte kopieren, Tide darauf vermerken, einschweißen und aufs Deck kleben. Selbstverständlich wurden Jolle und Ausrüstung durchgecheckt, schließlich geht’s aufs Meer.

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Ausschnitt der Seekarte von Neuharlingersiel (unten mitte/rechts) - Ansteuerung Spiekeroog (mitte/mitte) - Otzumer Balje (oben/links in der Ecke)

Wir haben uns für Neuharlingersiel als Startpunkt entschieden, weil nicht alle die Nordsee kannten und man nicht wusste wie zur Rückfahrt das Wetter sein würde. Inzwischen bestand der harte Kern aus 4 Contendern, die auch bei etwas mehr Wind das Boot beherrschen sowie einer Motte. Eine Motte sieht aus wie ein Kanu mit abstehenden Ohren, dem man mit Gewalt ein Segel verpasst hat. Dieses Exemplar hat zusätzlich „Hydrofoils“ am Schwert und Ruder. Quasi ein Segel-Tragflächen-Kanu mit abstehenden Ohren. Dabei dachte ich immer, dass ein Contender schwierig zu segeln sein müsste. Egal, nicht mein Problem.


Freitag mit dem Siel- und Hafenmeister übers Sielen fachsimpeln, schlau von regenerativen Energien schnacken, eine kleine Spende hinterlassen und schon ist um 12 Uhr Boote aufbauen am Slip des DGzRS-Museums möglich. Allgemeines Staunen der Kurgäste.

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Slippen in Neuharlingersiel

Das Wetter ist ideal. HW 15:46, kaum Wolken, 3-4 Bft. aus 035°, Gepäck an Bord verzurren und los geht es mit vielen kleinen Schlägen aber einen langen Bein den Priel raus ins Watt. An der OB15 sind es schon 4 Bft. Mit einem Schrick geht es auf die Glitsch.

Vor dem Priel von Spiekeroog schalten wir aufgrund des Wetters um auf Plan „B“ und segeln durchs Gatt raus bis zur Ansteuerung „Otzumer Balje“. Seitlich vom Tonnenweg schäumt es während wir endlich unsere lang ersehnten Wellen haben. Zurück raumschots der erwartete Ritt auf den Wellen immer mit dem Wissen, dass das zusätzliche Gewicht des Gepäcks den Bug in die nächste Welle einstechen lassen kann. Aber so ein Contender hat ja Lenztunnel!

Im Lee der Insel ist das Wasser glatt, so dass wir vor der Einfahrt des Prieles mit Halbwind ein wenig angeben können. Dann das mechanische Echolot einschalten und zum Hafen kreuzen. Die Motte ist längst da, inzwischen auch ein 505er und 420er, die ebenfalls von Neuharlingersiel gestartet sind, sowie ein paar Katamarane.

Nach so viel Salzwasser ist man entsprechend durstig. Der Abend nimmt seinen Lauf. Was früher der „Hummerkorb“ auf Helgoland war ist der „Blanke Hans“ auf Spiekeroog. Der Name hat die Bedeutung, dass wenn Hans aus dieser Kneipe kommt, er blank ist. Manche reden auch vom „nassen Tod“. Somit heben wir uns den Ritt raus zum „Old Laremy“ (quasi die „Düne Süd“ wenn sie bei der langen Anna wäre) für Samstag auf.


Der Samstag beginnt etwas später. Auch die Tide lässt auf sich warten. Mittags hält uns nichts mehr auf der Insel - Sonne, NNE 4-5! Platt vorm Laken geigen wir durch den engen Priel und reiten am Wind los wieder zur Ansteuerung „Otzumer Balje“. Die Welle wächst bis 1,50m, bzw. bei unseren Nussschalen auf eine gefühlte Höhe von 3m. Im Trapez hängend fliegt man übers Wasser - oder auch hindurch. Je weiter die Leute aus dem Süden kommen, um so länger hält das Leuchten in ihren Augen an.

Bei der Ansteuerungstonne dann das inzwischen traditionelle Halsenmanöver. Dieses Mal jedoch unterschneidet meine Jolle in der steilen See und ich gehe baden. Das Aufrichten dauert bei der Welle etwas länger als üblich. Ähnliche Erfahrungen machen auch Andreas und Jörg. Zurück geht es vorm Wind mit feuchten Augen die Wellen runter. Im Lee der Insel im glatten Wasser der inzwischen bewährte Speed-Vergleich.

Als wir in den Hafen kreuzen, kommt uns die Motte entgegen. Leider ist das Gefährt bei diesen Bedingungen zu schnell und kaum noch zu bändigen. Aber für ein paar Katamarane ist der Wind perfekt.

Abends zieht nebenan über Wangerooge ein Gewitter hinweg und wir bekommen den Regen ab. Es regnet sich ein. So ähnlich soll es auf dem Festland schon die letzten Tage sein. Das ist die Zeit, als man sich zur Regatta anmelden kann und die Freikarten für die Party bekommt. Der SSC ist gut organisiert. Wir erhalten schnell Yardstickzahlen für Motte (95) und Contender (105). Allerdings ist danach der Regen so dicht, dass man nur noch auf das Spiekerooger Fahrgastschiff auf die Bordparty flüchten kann. Das „Laremy“ ist in eine feuchte Ferne gerückt. In dieser Zeit säuft unser Zelt ab, was nicht so schlimm ist, geben uns doch ein paar Engel Asyl in ihrer Ferienwohnung.


Pfingstsonntag 08:30 Steuermannbesprechung. Der Kurs ist einprägsam, geht aber leider nicht durchs Gatt. Die Windrichtung ist für die Jollen vielversprechend, lässt allerdings mit NNE 2 auf ein wenig mehr hoffen, die Sonne scheint, NW 11:00, erster Start um 10:00. Weil sich letztes Jahr die Katamarane nach Zieldurchgang auf den „Janssand“ gelegt haben um dem übrigen Treiben zuzusehen, verspricht die Regattaleitung dieses Jahr dort eine Kiste Bier zu deponieren. Damit sind die Alternativen klar: schnell segeln oder durstig bleiben!

Wir haben mit den Kats den ersten Start. An Bord des Startschiffes sind die Minuten nicht immer 60s lang. Die Kats starten trotz Gegenstrom und längerem Weg in Luv, damit sie gleich ihren Genacker setzen können, während wir nur mit dem Groß einen spitzeren Kurs direkt am Startschiff wählen. Das hilft ungemein, weil dort die letzten 10s leise angezählt werden.

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Die Contis starten am Schiff

Katamarane, Starboot und die 505er fahren mit den bunten Tüchern einfach weg. Für uns und der Motte reicht der Wind noch nicht. Recht bald hat man sich auf der Bahn arrangiert und die Anstände untereinander werden größer. Die Taktik besteht darin im freien Wind von den Dickschiffen zu segeln und ein wenig auf den Strom zu spekulieren. Später holen wir die Letzten aus dem 4. Start ein und können auch mal kurz ins Trapez. Plötzlich hebt sich die Motte aus dem Wasser und kommt auf ihren Hydrofoils von achtern regelrecht angeflogen. Vorm Wind und auf der Zielkreuz ist der Spuk wieder vorbei.

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Motte im Nacken

Nach dem Zieldurchgang gesellen wir uns auf die Sandbank zu den Katamaranen und der Kiste Bier. Eine Kiste ist natürlich nicht ausreichend, so dass Claas’ Eltern von ihrem Zuschauerkatamaran eine weitere spendieren. Nächstes Jahr wollen sie zusätzlich einen Grill organisieren...

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Der "Janssand" wird bevölkert

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Siegerbier und Zielschiff

Der Wind hat ein wenig aufgefrischt, so dass nach dem Bier noch gesegelt werden kann während die Regatta sich langsam dem Ende nähert. Inzwischen ist die Motte ständig am fliegen. Die Crews auf der Regatta lassen ihre Schoten los (zum Teil sogar die Bierflaschen) und Burkhart erntet Szenenapplaus.

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Die Motte hebt ab

Abends findet zum Beginn der Party die Preisverleihung statt. Zu jedem Preis gibt es ein Los und somit einen zusätzlichen Sachpreis. Das Imprägnierspray fürs Zelt kommt allerdings einen Abend zu spät. Die Live-Band schafft es, dass schon zum ersten Stück getanzt wird und auch diese Party nimmt ihren zum Teil intensiven Lauf.

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Mehr Bilder und alle Ergebnisse unter http://www.spiekerooger-segelclub.de


Pfingstmontag, 08:30 auslaufen um mit dem Rest des morgendlichen Hochwassers zurück zum Festland zu gelangen. Nicht alle sind pünktlich und keiner wirklich nüchtern. Sonne mit WSW 3-4 bescheren eine angenehme Überfahrt nach Neuharlingersiel. Gemeinsames Aufslippen und Einpacken der Jollen. Beim anschließenden Frühstück wird auch Hannes wieder zurechnungsfähig. Es wird das Wochenende rekapituliert und schon mal ein kleiner Planungsanfang für nächstes Pfingsten getätigt.


Und nun? Tja, wie immer nach dem Segeln im Tidenrevier: Schwert spachteln, schleifen und die Beschläge nachsehen. Den Ausschnitt der Seekarte aber lasse ich bis zu der nächsten Teichregatta dran.

Rund Achtern!
Dirk (GER 395)