Bericht Gravedona

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(06.08.2015) Im Juli lockte der Comer See und der 2013er WM-Club in Gravedona zur Wochenendregatta ein qualitativ hochwertiges Teilnehmerfeld zusammen. Alfred Sulger (GER-2402) ist vom Bodensee angereist und hat die deutschen Farben vertreten. 

 
 
Hier Alfreds Bericht:
 
 
 
Treffen der Weltmeister zu eine Wochenendregatta in Italien
 
Ja, ich hab‘s gemacht: als Einziger Deutsch ab noch Gravedona zur Wochenendregatta. Hier traf sich dann wohl auch die Weltelite, wie ihr auf der Ergebnisliste sehen könnt – na und ich eben.

 

Aber alles der Reihe nach: Als ich am Mittwoch meinen Conti verpackte, kam zufällig mein Kollege Stefan, Lehrer von Beruf, daher und fragte, wo es denn hin ginge. Ja, nach Gravedona an den Comer See, sagte ich, fürs Wochenende. Und er, der er ja als Lehrer grad nicht mehr so viel zu tun hat, überlegte kurz und bot dann an, mich mit seinem Dieselgolf über die Alpen zu chauffieren. Das ist ja megaklasse, meinte ich, so muss ich nicht allein fahren und wir haben sicher ein entspanntes Wochenende.

Freitagnachmittag, 14 Uhr Abfahrt: Erst wollten wir gleich über Splügen fahren, entschlossen uns aber dann, da wir es ja nicht eilig hatten, die schönere Strecke Julier/Maloja zu fahren. Nach 6 Std. mit einigen Pausen konnten wir meinen Conti am Clubgelände abstellen und uns zur Pizzeria am Hang begeben, wo wir uns ein ausgiebige Nachtmahl gönnten. Danach noch Eis und dann noch kurz in die Bar an der Promenade, dann war’s gut. Schlafen konnten wir unterm Sternenhimmel auf der Terrasse vom Clubheim. Frühstück in einer kleinen Bar: Latte und Schokocroissant für 5 Euro, dann aufbauen und melden (40 Euro Startgeld, 15 Euro fürs Abendessen). Anhand der Liste konnte ich feststellen, es sind mehr Australier und Engländer da als Deutsche – ja und dann noch 31 Italiener und ein Schweizer.

Wie immer so gegen 13 Uhr auslaufen, der Wind war mäßig, im ersten Lauf maximal knapp über 3 Bft. Der Kurs war Kreuz-Raum-Raum-Kreuz-Vorwind-Ziel, wobei die Starttonne die Leeboje war und dann, wie am Comer See üblich, halbwind ins Ziel. Dauer der Läufe ca. 30 bis 40 Min. und eine ziemlich kurze Startlinie.

Das Rennen war einfach nicht so toll für mich: Vermasselter Start, falsche Seite und so ging es zu. Nach der Kreuz war ich Drittletzter, konnte mich dann aber noch auf den 28. Platz verholen. Simon Mussell fuhr in diesem Rennen ziemlich beeindruckend davon. Beim zweiten Rennen des Tages wollte ich es natürlich besser machen, aber verhaute den Start leider wieder und so war das Ergebnis ähnlich. Endlich zum dritten Lauf frischte der Wind endlich auf und wir hatten zeitweise 4 Bft.; starten konnte ich dieses Mal auch ganz gut direkt an der Tonne, vor mir nur Simon und Antonio. Ich war Fünfter an der Luvtonne und das konnte ich dann auch fast bis ins Ziel halten, nur Roberto Lorenzi ist mir vorwind noch durch, so konnte ich einen siebten Platz verbuchen.

Leider wurden am Samstag nur drei Läufe gemacht, obwohl noch genügend Zeit und Wind gewesen wäre. Wir waren um kurz vor 17 Uhr wieder zurück und Abendessen gab es erst um 19 Uhr 30. Zum Einlaufen gab es für jeden eine kleine Flasche Eistee. Stefan kam auch gerade von seiner fünfstündigen Spontanwanderung zurück, ganz seinem Naturell entsprechend sehr zufrieden, denn er hatte einige ehemalige Gastarbeiter in den kleinen Dörfern oberhalb Gravedona getroffen, die sehr gut Deutsch sprachen. Schließlich und endlich dauerte das reichhaltige und gute Abendessen bis kurz vor 22 Uhr, so dass wir es vorzogen, den Abend auf den Relax-Liegen vor dem Club mit einer Flasche leichtem kühlen Weißwein zu verbringen und nicht wie die Italiener zur Party von Antonio nach Musso zu fahren. Wir hätten da ja sowieso nix verstanden.

So, Sonntag gleicher Ablauf wie am Samstag: Der Wind pendelte bei 3-4 Bft. unablässig hin und her, es verging eine volle Stunde bis nach langem Wollfaden-an-Stöckchen-in-den-Wind-Halten endlich gestartet wurde. Ich kam auch ganz gut weg, schaffte aber „nur“ einen 15. Platz. Noch mal unter den ersten Zehn wär schon klasse gewesen. Zum zweiten Lauf des Tages gleiches Spiel mit Wollfaden-an-Stöckchen-in-den-Wind-Halten, immer wieder und ausdauernd. Um ca. 15:30 Uhr wurde dann endlich gestartet, Wind 2-4 Bft. Ich komme mit Mark Bulka und Antonio Lambertini an der Tonne gut weg, sie fahren etwas höher und legen ein paar Meter vor mir um. Ja, und das hat schon gereicht: Ich war total daneben, wäre mit großem Abstand als Allerallerletzter an die Luvtonne gekommen. Da es sehr unwahrscheinlich war, dass noch mal ein Lauf gestartet wird, entschloss ich mich aufzugeben und schon mein Boot zu verpacken. Das Mark in diesem Lauf noch einen fünften Platz geschafft hat, liegt wohl daran, dass er als Erstes von uns umgelegt hat, Antonio schaffte nur noch einen 24. Platz.

Als die Anderen an Land kamen, hatte ich schon verpackt und geduscht, auf die Preisverteilung wollte ich nicht mehr warten. Und so zogen Stefan und ich um 17:40 Uhr los, eines der letzten Abenteuer Europas zu bewältigen: Splügen mit dem Hänger. War aber gar nicht so schlimm – der kleine Golf zog gemütlich seine Bahn durch die Kurven. Nur einmal, als so ein BMW-Fahrer nicht vom Fleck kam, musste Stefan in den Ersten schalten. Nach vier Stunden und 20 Minuten war es geschafft, wir standen wieder bei mir im Hof.

Gewonnen hat Simon Mussell, gefolgt von Andrea, der bei den schwierigen Bedingungen am Sonntag zwei Erste gefahren hat, gefolgt von Mark Bulka. Immerhin konnte ich beim dritten Lauf zwei Weltmeister hinter mir halten.

Gravedona ist nach wie vor eine sehr gute Regatta, auch wenn der Wind nicht mehr so war wie bei den ersten Malen, als ich dort war. Die Regattaleitung macht ihren Job gut, der Kurs ist – na ja – italienisch halt. Und der Club und alles drumherum sind einfach freundlich und gut.

 

Grüßle

Alfred