Bericht Alster-Auftakt

(30.04.2013) Ein turbulentes Regattawochenende war es Mitte des Monats auf der Alster, als Jörg Dannemann (GER-2450) in heimischen HSC-Gewässern den "Alster-Auftakt" gewinnen konnte. Hier ist die Ergebnisliste.

Den Regattabericht dazu hat Christian Meier-Kothe (GER-536) vom Kieler Yacht-Club geschrieben:
Moin zusammen! Um eines gleich vorweg zu nehmen: Wer hier einen „ganz normalen“ Bericht einer x-beliebigen Contender-Regatta erwartet, braucht gar nicht weiterzulesen. Ich habe schließlich auch eine ganz normale Regatta erwartet und was völlig anderes serviert bekommen! Eigentlich begann alles an einem unfassbar kalten Trainingstag in Schilksee. Der Ostwind schob eine kurze, steile Dünung vor sich her und Sebastian Vagt und ich segelten zwei Runden. Bevor die Finger abfroren, ging es raumschots in den Hafen und beim Abbauen kam Seb prompt auf das Thema zu sprechen, das ich den ganzen Tag schon sorgfältig umgangen hatte: Die erste Regatta der Saison. „Kommst Du mit zur Alster?“

Schmerzhafte Erinnerungen
 Da war sie wieder, diese schmerzhafte Erinnerung an meine letzte Alsterregatta. Irgendeine Hamburger Meisterschaft in irgendeiner Jugendbootklasse. Wir kreuzten mal wieder hochkonzentriert auf der linken Kursseite, während unsere Konkurrenz auf demselben Schenkel weit rechts halbwinds mit Spi zur Tonne schoss.   Aber was half das jetzt? Die Einhandmeisterschaft war irgendwie unter die Räder geraten und die Frühjahrsverbandsregatta bot sich furchtbar gut an. Segeln vor schöner Kulisse mitten in der (vielleicht wärmeren?) Stadt, ein etwas geschützteres Revier ohne steile Ostdünung, abends Möglichkeiten ohne Ende für ein unterhaltsames Landprogramm und das Ganze nur wenige Kilometer vor meiner Haustür. Der Wetterbericht versprach ein paar Sonnenstrahlen und warme Temperaturen. Also was soll's? Ich machte mit.

Zirkus "HalliGalli Alster"
 Schon bei der Anfahrt Samstagmorgen wird klar, dass auch die typische Wettergrenze bei Neumünster – meine letzte Hoffnung – keine Besserung bringt. Nieselregen und erfrischende Temperaturen. Grauverhangen präsentiert sich die Alster; ich melde, rigge auf und so weiter. Einige fest gemeldete erscheinen nicht, aber dafür gibt es ja Backe und mich, die unangemeldet erscheinen. Am Ende gehen 17 Boote aufs Wasser. Erstaunlicherweise sind wir Startgruppe Nr. 3 hinter den Europes und den Seggerlingen. Nach uns dann Vierzwos und Conger. Mein erster Start gelingt am Schiff ganz brauchbar und danach kann sich auch keiner mehr über Kälte beschweren. Menschen, Boote, Sensationen: Die Zirkusvorstellung „HalliGalli Alster“ präsentiert atemberaubende Trapezeinlagen, zahlreiche Beinahe-Zusammenstöße, mathematische Herausforderungen und Ereigniskarten ohne Ende! Aber der Reihe nach: In der ersten Wettfahrt geraten wir bereits kurz nach dem Start alle zusammen in dichten Verkehr. Überall auf dem Kurs sind Boote und ich bin die meiste Zeit damit beschäftigt, einigermaßen schnell und sicher um andere Teilnehmer herumzukurven (oder die wiederum um mich). Die Wettfahrt segelt sich auf dem kurzen Kurs recht schnell, was Maisi und einige andere etwas durcheinander bringt, wie oft sie denn nun schon an der Luvtonne waren. Backe schmeißt sich vor dem Ziel nochmal kurz in den Bach, um mich vorzulassen, während David mich links schon wieder mit so einem ähnlichen Winddreher wie damals überholt.

Crash-Kurs auf der Außenalster
 2. Rennen, das Chaos hat sich etwas beruhigt. Ich liege ganz brauchbar (obwohl man das Gefühl nicht loswird, dass die Ergebnisse fast schon Nebensache sind – die Vorstellung zählt!). Ich hocke zwischen Schwertkasten und Mast im Boot, leichter Leetrimm, und kneife mich zur Luvtonne. Plötzlich hat wieder jemand gelüftet und eine Bö schlägt aus dem Nichts ein. Raus an den Draht, Talje runter, Groß auf, die Tonne fliegt in Lee auch mal eben vorbei. Ich registriere aus dem Augenwinkel, dass ein schreiender Europe-Segler einen Contender auf Steuerbordbug abklemmt. Blick zurück nach vorne, keine Sekunde zu spät: Wo kommt die Europe vor mir her??? Anluven ist nicht drin, der Kicker ist noch viel zu dicht und die Baumnock schon knapp im Bach. Abfallen geht auch nicht – da ist die Verholtonne. Ich schmeiße das Groß ganz auf, hechte nach hinten und hebe meinen Bug irgendwie über das herannahende Heck. Was danach kommt, ist nach gefühlten zwanzig Tonnenrundungen Routine: Crashhalse und irgendwie stehenbleiben, um bei der dann vorwinds einsetzenden Flaute die Spaghetti im Cockpit aufzuräumen. Irgendwie gibt es schon wieder ein Ergebnis-Durcheinander, aber diesmal sind sich alle ganz sicher, richtig gezählt zu haben. 3. Rennen: Ich versuche mal eine andere Seite an der Kreuz, das klappt mal, aber nicht so richtig dauerhaft. Johanna bittet mich noch kurz in Luv im Wasser liegend, nicht auf meine Vorfahrt zu bestehen und hinter ihr rumzugehen. Die Crew des Congers an der Leetonne diskutiert, ob sie zusätzlich zum Groß auch die Fock ausrollen soll. Und vor dem Ziel schwimmt Backe nochmal kurz, ohne ganz umzufallen, rettet dafür aber einen Blumenkasten aus der Alster. Maisi rechnet richtig und gewinnt das Ding.

Die Vorstellung zählt!
 An Land stellen wir dann die Ergbenisliste alle gemeinsam so lange um, bis jeder damit leben kann. Seb und ich stellen fest, dass wir einen Frühstart haben (was bei Seb irgendwie besser hinkommt als bei mir, aber das ist ja egal – die Vorstellung zählt!). Am nächsten Morgen dann endlich Sonne, aber erfrischend bleibt es trotzdem. Nach einigem Warten versucht der Alsterdampfer noch vergebens, für Unruhe zu sorgen, und nach einiger Startverschiebung geht‘s dann los. Ich vermassel das Losfahren und kann nicht links raus, wo sie alle hinwollen. Ab da geht es nur mühsam nach vorne, aber wenigstens haben wir jetzt alle den Zahlenbereich bis fünf sicher erschlossen! Lars Kruse gewinnt einen taktisch trickreichen Lauf unter anderem mit einem auf Tape-Streifen basierenden Rechenapparat. In der letzten, verkürzten Wettfahrt des Tages macht es dann noch mal richtig Laune. Jörg Dannemann führt durch die Wettfahrt, aber hinter ihm wechseln sich alle möglichen Segler mit guten und weniger guten Schachzügen bei der Jagd nach ihm ab. Maisi, am Wind richtig flott unterwegs, wird auf dem letzten Downwinder von einem Conger mit in die Flaute genommen, und ich schaffe es nach einer Zielkreuz über rechts als Vierter durchs Ziel zu schlüpfen, nachdem Sebastian sich noch mal richtig nach vorne verholt. Unterm Strich hat die Alster sich nicht geändert – tolles Segeln vor schöner Kulisse in der Stadt, keine Welle, abends Möglichkeiten ohne Ende. Die Vorstellung zählt!

Christian Meier-Kothe
GER-536