IDM-Bericht vom deutschen Meister

(01.10.2012) Fotos zur IDM in Kiel stehen bei Ralph Linow: www.saralin.de. Außerdem hat auch Michael Langner Bilder gemacht (Picasa-Link).

Hier die Ergebnisliste.


Und wer ab und zu
auf der Webseite vom neuen Deutschen Meister Christoph Engel (GER-2417) vorbeischaut, hat vielleicht schon dessen persönlichen Bericht zum IDM-Sieg entdeckt (der auch beim "SegelReporter" veröffentlicht ist):

Die Deutsche Meisterschaft hätte nicht spannender sein können!

Nachdem ich vor zwei Wochen in Steinhude knapp hinter Christoph Zweiter geworden bin, fühlte ich mich gut vorbereitet...
cap1866.jpg

Aber dass die Serie so gut für mich startet, hätte ich nicht gedacht! Es schien alles zu passen! Der Trimm passte, der Am-Wind-Speed war gut und mit der Raumtechnik konnte ich die meisten Meter machen -- so kam es, dass ich am ersten Tag die Führung übernahm.

Christoph Homeier knapp hinter mir übernahm dann am zweiten Tag die Führung und wir lagen punktgleich 13 Punkte vor Backe auf dem ersten und zweiten Platz. Irgendwie schienen die beiden Titel Deutscher Meister und Vizemeister für uns schon sicher. Das war schon mehr als ich mir vorgenommen hatte und ich war total glücklich!

Der dritte Tag sollte dann die Entscheidung bringen. Im ersten Rennen am letzten Tag übernimmt Christoph schnell die Führung und ich musste mich nach der Startkreuz nach vorne kämpfen. Als Vierter komme ich ins Ziel. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich so über einen vierten Platz ärgere! Wenn Christoph das nächste Rennen gewinnt, ist er deutscher Meister, ich müsste noch zwei Rennen vor Christoph durchs Ziel gehen und eins davon gewinnen.


Dann kam der wohl entscheidende Tipp von Backe: „Du musst mal aggressiver starten! Du startest nicht schlecht, aber da ist noch mehr drin!“ Gesagt, getan! Die Linie leicht bevorteiligt am Pinend und die letzten Rennen ging die Startkreuz immer über links -- jetzt also alles oder nichts. Nullstart! Über die Linie, Anschlag links raus, auf der Layline zur Tonne! Und siehe da, dritter an der Luvtonne. Von Backe, der knapp hinter mir war, kam nur ein knappes „Siehste, es geht doch!“ Auf den beiden Raumgänge war es für mich an der Zeit wieder Meter gut zu machen und die beiden Jörgs vor mir zu überholen! Es ging, aber die Böen, die immer wieder von hinten kamen, brachten das Feld auch immer wieder näher. Auf der Kreuz dann vorsichtig auf Deckung gefahren. Christoph war nicht mehr zu sehen -- ein völlig neues Bild! Die Kreuz und den Vormwinder gut überstanden musste jetzt nur noch die Zielkreuz geschafft werden. Dann der Schock nach der letzten Wende: mein Pinnenausleger fühlt sich komisch an. Ruhig bleiben und durchs Ziel fahren -- geschafft! Erster! Wieder punktgleich! Und dann auch noch den besseren Streicher. Das heißt: einfach nur noch vor Christoph durchs Ziel und der Titel ist deiner! Doch der Pinnenausleger hing nur noch an einer kleinen Ecke -- das Gelenk war der Schwachpunkt. Kurz vorm Start wurde mir noch ein Ersatzpinnenausleger vom Begleitboot gebracht -- passt nicht ganz, aber mit ein bisschen Tape läuft das!


Letzter Start, Christoph ist knapp über mir, ich platzier mich wieder am Pinend, diesmal noch knapper gestartet und hoffe, dass es kein Frühstart ist. Oben an der Luvtonne vor Christoph -- jetzt heißt es decken, decken, decken! Ich weiß, dass Christoph schnell ist, aber meine einzige Chance ist, ihn nicht vorbei zu lassen! Die Raumgänge verliefen relativ problemlos. An der Leetonne geht es auf die Kreuz und ich gucke nach hinten und halte nach der 551 Ausschau -- wo bleibt Sie???? Weg?! Kann nicht sein, irgendwas ist da schief gegangen und dann weiter hinten als erwartet kommt Christoph um die Tonne, legt wie erwartet sofort um auf Steuerbordbug. Natürlich wende ich sofort mit. Er holt ein bisschen auf, auf dem Vormwinder auch. Er kommt immer näher, aber der Abstand sollte reichen, auch wenn er mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit durchs Wasser fliegt... Nach der Leetonne wieder das Gleiche: Er legt um, ich wende auch und dann: Neeeeeein! Ich bleibe im Wind kurz stehen -- sowas darf nicht passieren! Ruhig bleiben, Segel rausdrücken und wieder Fahrt aufnehmen. Christoph legt um und ich peile zu ihm rüber und sehe, dass es knapp wird! Verdammt! Das kann doch nicht sein, dass er auf so einer kurzen Kreuz so viel aufholt! Dann komme ich knapp vor ihm durch, fahre eine saubere Wende auf die Layline zur Kreuz. Der Wind dreht noch ein paar Grad hin und her, es wird immer knapper. Die Zielflagge ist direkt über mir, Christoph kommt auf Backbordbug, ich komme auf Steuerbordbug und bin noch knapp vor ihm. Ich wende ein letztes Mal bei dieser DM, sie verläuft super! Raus ins Trapez, das Boot wieder grade richten und dann der Tut vom Zielschiff, der Applaus von Wettfahrtleitung und Jury und zwei riesen Schreie! Ein Freudenschrei meinerseits, der andere von Christoph.

Es ist unfassbar, ich bin Deutscher Meister geworden!


Christoph ein Punkt hinter mir auf Platz zwei! Ein Traum von uns geht in Erfüllung: Doppelsieg bei der Deutschen für die Burschis! Backe auf dem Dritten, danach die Dänen!


Ein tolles Event, schöner Wind und spannend wie nie zuvor!