Bericht Aarhus

em2012_sebastian_vagt.jpg  (07.09.2012) Nach der Ergebnisliste ist jetzt auch schon der Bericht zur Aarhus Sailing Week, ehemals Aarhus-Festtage-Cup, angekommen. Als bester Deutscher hat ihn Sebastian Vagt (GER-2427) aus Kiel geschrieben, links im Bild bei der EM in Schweden. 

EM-Bronze-Gewinner Jesper Nielsen (DEN-2352) hatte souverän gewonnen, Sebastian wurde verdient Zweiter.
(Hier in der Ergebnisliste heißt Sebastian übrigens fälschlicherweise Christian...)

Das hier ist Sebastians Bericht:

 

 

Ein Feld von 13 Contendern versammelte sich zur Aarhus Sailing Week an der Startlinie. Altmeister Joachim Harpprecht (GER 2459), der Kieler Lars Frenzel (GER 477) und meine Wenigkeit waren angereist, um die deutschen Contender Farben gegen eine dänische Phalanx hoch zu halten. Ein frischer Nordwestwind blies von der hügeligen Küstenlinie auf die Bahn und sorgte zum ersten Rennen für ein wenig Welle und kräftige Dreher.


Mir gelang ein guter Start am Schiff. Jetzt galt es die Dreher geschickt auszunutzen. Drei Wenden reichten für die kurze Startkreuz und ich sah die Luvtonne auf der Anlegelinie direkt vor mir. Wo waren die anderen? Während ich in einer kräftigen Böe bereits an der ersten Bahnmarke vorbeischoss, realisierte ich im Augenwinkel, dass ich über einen komfortablen Vorsprung auf das restliche Feld verfügte. Aus unzähligen Eurosportübertragungen von der Tour de France wusste ich genau, was in diesem Moment zu tun war: Blick nach vorne richten und Gas geben. Wer sich umdreht verliert! Aber wohin segeln? Aus Gewohnheit suchte ich intuitiv nach dem Boot vor mir – vergebens. Ich musste mir meinen Weg selbst suchen. Der gelbe Zylinder da vorne, war das die Raumtonne?  Nach der zweiten Runde war mein Vorsprung immer noch komfortabel, aber ein Boot mit einer Dannebrog im Großsegel hatte sich aus dem Feld gelöst und die Verfolgung mit Sieben-Meilen-Stiefeln aufgenommen: Jesper. Ich begann nervös zu werden und verhedderte mich bei der nächsten Wende prompt in der eigenen Großschot. Ich dachte wieder an die Tour de France und fühlte mich wie Jan Ullrich der von Lance Armstrong verfolgt wird – nur dass keiner von uns gedoped war (Würde das im Contender wohl was bringen?). Der wertvolle Vorsprung schmolz. An der letzten Tonne (einer Luvtonne) waren es noch zwei Bootslängen. Jesper startete zu Pumpen was das Zeug hielt, fluchte aber jedes Mal lautstark, wenn ich eine Welle erwischte und er nicht. Am Ende schob sich der Däne aber in Lee an mir vorbei und gewann mit einer halben Bootslänge. Ich war ein gutes Rennen gesegelt, fühlte mich aber als Verlierer. Jesper gewann auch die nächsten drei Rennen des Tages, ich segelte 4, 5, DNF.


Der Sonntag brachte einen etwas stärkeren Südwestwind und eine deutlich größere Welle in die Aarhus Bugt. Ich startete gut in den Tag, leider etwas zu gut: Frühstart im ersten Lauf. Nicht wissend, dass es am Ende zwei Streicher geben würde, schloss ich mit der Serie ab. Im zweiten Lauf segelte ich auf Platz zwei. Im dritten Lauf kenterte ich an der Raumtonne und machte dann „den Jesper“. Voller Wut über mein Missgeschick richtete ich das Boot laut fluchend wieder auf und segelte trotzdem noch auf Platz zwei. Um die Serie zu komplettieren wurde ich auch im achten und letzten Lauf noch Zweiter.


In der Gesamtwertung siegte Jesper Nielsen (DEN 2522) mit sieben Laufsiegen unangefochten. Ich belegte einen sehr zufriedenstellenden Zweiten Platz, dahinter landete Jacob Kristensen (DEN 51) aus Kopenhagen auf Platz 3. „Schappie“ wurde Sechster, ließ seine Meisterqualitäten aber kurz aufblitzen, indem er als Einziger außer Jesper einen Lauf gewann. Lars belegte Platz 11.


Die Aarhus Sailing Week, die den Aarhus Festtuge Cup abgelöst hat, präsentierte sich als professionell organisierte Regatta mit einer für alle Teilnehmer sehr angenehmen Rahmenorganisation: Viel Platz zum Zelten, Parken und Slippen an Land, Verpflegung vor und nach dem Segeln und Gehentfernung zum attraktiven Stadtzentrum von Aarhus.


Am Ende habe ich drei Lektionen gelernt, die ich möglichst bald anwenden möchte:
1. Tonnen selbst finden, wenn man vorne ist,
2. Nicht umdrehen, wenn man verfolgt wird,
3. Laut fluchen und mit dem Pinnenausleger aufs Deck trommeln, wenn man schnell segeln will!

 

Sebastian Vagt

GER-2427